Pädagogischer Ansatz
Bei unserer täglichen Arbeit und der Gestaltung des Krippenjahres orientieren wir uns an den Grundsätzen der Waldorfpädagogik und den pädagogischen Ansätzen der Kinderärztin Emmi Pikler.
Kinder unter drei Jahren sind essentiell davon abhängig, eine verlässliche Bindungsperson an ihrer Seite zu haben, um nach und nach ihre Umgebung zu erkunden und sich ihren Entwicklungsaufgaben zu stellen. Sie benötigen einen Schutzraum, in dem sie Zeit und Ruhe haben, mit dem Vertrauen in ihre individuellen Fähigkeiten, aus eigenem Antrieb und im eigenen Rhythmus Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen.
Daher liegt unser Fokus darauf, unseren Alltag so zu gestalten, dass er Kontinuität und Verlässlichkeit in den Beziehungen bietet und eine altersgemäße Gruppengröße einen weitestgehend stressfreien Alltag und einen feinfühligen Umgang ermöglicht. Neben liebevollen, authentischen und respektvollen Beziehungen zu den Kindern ist uns dabei ein guter und vertrauensvoller Kontakt mit den Eltern besonders wichtig.
Rhythmus, Rituale und Regeln
Sie geben dem Kind Orientierung und Sicherheit und ermöglichen ihm damit, seine Kräfte ganz auf das Spiel und die Entwicklung seiner Fähigkeiten zu konzentrieren.
Für die Kinder ist, neben dem Erwerb von körperlichen Fähigkeiten, der Erwerb von sozialen und emotionalen Kompetenzen ebenfalls eine große Entwicklungsaufgabe. Feste Regeln und Gewohnheiten unterstützen das Kind dabei, sich in eine Gemeinschaft einzufinden und erste soziale Kompetenzen zu entwickeln. All dies lernt das Kind sowohl im freien Spiel mit den anderen Kindern als auch in geführten Situationen. Sowohl der Tages- als auch Wochen- und Jahreslauf sind geprägt von Rhythmus und Wiederholungen. Dies findet sich in den alltäglichen Abläufen aber auch in Liedern, Versen und Festen wieder.
Vorbild und Nachahmung
In den ersten Lebensjahren ist Nachahmung das vorherrschende Prinzip, das dem Erwerb von Fähigkeiten zugrunde liegt. Die Nachahmung hat außerdem großen Einfluss auf die innere Haltung, die ein Kind gegenüber der Welt und den Menschen um sich herum entwickelt. Kinder begreifen die Welt vor allem durch das Vorbild der Erwachsenen. Erleben sie Erwachsene, die sich engagieren und Vorbilder sind, ohne zu moralisieren, können Sie in dieser Haltung zur Welt mitschwingen und sich mit ihr verbinden.
So ist uns in unserem alltäglichen Handeln wichtig, dass die Kinder Sinnhaftigkeit bei uns Erwachsenen erleben und in der Nachahmung im freien Spiel Selbstwirksamkeit erleben können.
Es ist fester Bestandteil unserer Arbeit, dass die Kinder ihre Bezugsperson bei der Pflege des Gartens und der Räumlichkeiten, der Zubereitung von Mahlzeiten und beim Erledigen leichter Reparaturen erlebt. Dabei begleiten wir unser Handeln stets mit Sprache oder Liedern.

Eingewöhnung
Ihn Ruhe Wurzeln schlagen
Wir greifen für die individuelle Gestaltung jeder Eingewöhnung auf unser Wissen über das Berliner sowie das Münchner Eingewöhnungsmodell zurück. Die Eingewöhnung eines Kindes beginnt immer bereits mit den ersten Gesprächen zwischen den Eltern und uns. Durch eine detaillierte Darstellung unserer Arbeit und durch den Entschluss der Eltern, „Ja, wir wollen unser Kind hier betreuuen lassen!“ wird der Grundstein für die Zusammenarbeit gelegt.
In jeder Phase der Eingewöhnung achten wir genau darauf, wie sich das Kind bei uns fühlt und passen die Eingewöhnung an die Bedürfnisse der Familie und des Kindes an.
Phase 1. Das Kennenlernen
Zu Beginn kommt das Kind mit einem Elternteil für mindestens eine Woche für eine Stunde zu uns in den Garten. In dieser Zeit lernen sich die Bezugserzieher*in und die Familie kennen.
Phase 2. Erste Trennung
In der zweiten Phase folgt die erste Trennung vom Elternteil für eine kurze, mit den Eltern fest vereinbarte Zeit. Die Dauer der Trennung erhöht sich in den darauffolgenden Tagen stetig. Die Entwicklung der Eingewöhnung und die nächsten Schritte besprechen wir mit dem Elternteil.
Phase 3. Gewöhnung und Sicherheit
Nachdem das Kind am Vormittag eine längere Zeit sicher in der Gruppe verbleibt, beginnt die dritte Phase. Sie vertieft das Vertrauen und die Selbstverständlichkeit des Kindes in die Bezugserzieher*in und die gewohnten Rahmenbedingungen. In vielen Fällen isst das Kind in dieser Phase bereits in der Gruppe mit uns zu Mittag.
Phase 4. Das Schlafen
Bevor das Kind das erste Mal in der Einrichtung schläft, wünschen wir uns, dass die Eltern gemeinsam mit dem Kind den Schlafplatz am Tag zuvor gemeinsam einrichten (mit einem eigenen Schlafsack, einem Kuscheltier, Schnuller etc.).
Wenn das Kind diesen Schritt geschafft hat, kann es jeden Tag bis 15:00 Uhr bei uns bleiben.
Beziehungsvolle Pflege
Die Pflege hat für uns während der Betreuung der Kinder einen besonderen Stellenwert. Pflegesituationen sind für uns Minuten der Nähe, Zuwendung und Zweisamkeit. Wir möchten diese Momente so gestalten, dass eine Kooperation zwischen dem Kind und der Bezugsperson entsteht und die Kinder in dieser Zeit im direkten Kontakt „auftanken“ können. Dazu gehören sowohl das An- und Ausziehen, das Händewaschen, das Wickeln und das Schlafenlegen aber auch das gemeinsame Essen oder alltägliche Situationen, in denen das konkrete Wohlbefinden des Kindes im Vordergrund steht.
Außerdem liegt uns am Herzen, dass jedem Kind eine verlässliche Bezugsperson zur Seite steht, die durch achtsamen Kontakt Bindung und Beziehung aufbaut und die Pflegesituationen im Alltag übernimmt. Daraus entspringen nicht nur sehr vertraute und bezaubernde Momente zwischen Kind und Erzieher*in, sondern ein verlässlicher Kontakt ermöglicht dem Kind auch schwierige Situationen mit der Bezugsperson durchzustehen.
Während der Pflegesituationen geben wir ihrem Kind die Chance, sich auf unsere Handlungen vorzubereiten. Wir achten darauf, unser Handeln anzukündigen und umso kleiner ihr Kind ist, umso langsamer und behutsamer gestalten wir diesen Kontakt. Durch die Kooperation mit dem Kind und durch den achtsamen Umgang entsteht in diesen Momenten ein Miteinander und das Kind erfährt viel darüber, wer es ist und wie es ist. Darum ist uns der respektvolle Umgang so wichtig.
Kinder erfahren die Welt mit ihrem ganzen Körper. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit einer feinfühligen Pflege die Leiblichkeit des Kindes stärken und damit alle seine Sinne fördern. Mit diesen Sinnen lernen sie die Zusammenhänge in der Welt kennen und verstehen und erlangen ein waches Bewusstsein für das, was um sie herum geschieht und somit Urteilsfähigkeit.

Die Welt im Spiel begreifen
In unserem Garten sollen die Kinder die Ruhe haben, sich auf sich selbst und ihr Spiel zu konzentrieren, sich einer Sache ganz hinzugeben, das Wesentliche zu durchschauen und zu erfassen und dadurch Interesse für die Welt zu entwickeln. Es ist die Zeit um Erlebtes zu verarbeiten, die tätigen Erwachsenen nachzuahmen und Beziehungen wachsen zu lassen.
In der morgendlichen Zeit im Garten können die Kinder ganz ihrem eigenen Rhythmus folgen und in der Natur ihre motorischen Fähigkeiten und ihre Fantasiekräfte ausbilden. Es wird mit allem gespielt, was die Natur hergibt: Stöckern, Steinchen, Sand, Wasser (Pfützen), Blättern. Sie lernen dabei sich und die Welt jeden Tag ein Stück besser kennen und entwickeln beim Laufen, Klettern, Balancieren, Bauen und Gestalten Körperwahrnehmung, Körpergefühl, sowie die Fein- und Grobmotorik. Bei uns im Garten können die Kinder in einer sicheren und bekannten Umgebung Hügel erklimmen und wieder runterkullern oder rutschen. Es gibt Wurzeln über die gestolpert und Baumstämme über die balanciert und das Gleichgewicht trainiert werden kann.
All diese Erfahrungen im spielerischen Tun und der daraus entstehende Erwerb von Fähigkeiten stehen bei uns unter dem Motto der Kinderärztin Emmi Pikler, „Lass mir Zeit es selbst zu tun“. Jedes Kind hat seine ganz eigene Geschwindigkeit und eigenen Rhythmus und dem versuchen wir, durch achtsame Beobachtung und nicht zu rasches Eingreifen (Helfen), Rechnung zu tragen. Dabei beachten wir, dass es dem Kind Selbstvertrauen und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit ermöglicht, eine Hürde zu überwinden. Und wir unterstützen es, wenn es doch mal Hilfe benötigt.
Die Kinder machen im freien Spiel auch ihre ersten Erfahrungen im sozialen Miteinander in einer Gruppe. Auch wenn Kinder im Krippenalter noch nicht ein gemeinsames Spiel entwickeln, so sammeln sie selbstverständlich bereits Erfahrungen im sozialen Miteinander. Sie erleben Konflikte und sie lassen sich durch das Spiel der anderen Kinder inspirieren. Am Ende ihrer Zeit bei uns finden sich dann erste Spielpartnerschaften zwischen den Kindern.
In jeder Phase ihrer Spielentwicklung müssen die Kinder lernen, Regeln zu akzeptieren und einzuhalten und Konflikte zu lösen. Dabei helfen feste Regeln, Grenzen und Gewohnheiten und es bedarf noch oft der Hilfsstellung der Erwachsenen.
Auch die Gruppenräume sind so gestaltet, dass sich daraus ganz von selbst ein Spiel ergibt. Für das Spiel stellen wir vielfältige Spielmaterialien zur Verfügung: Tücher, Hüte, Puppen, Holztiere, Geschirr, Taschen, Hölzer und Bänder. Außerdem hat eine kleine Kuschelecke auch ihren Platz im Gruppenraum.

Sprachentwicklung
Die Sprachentwicklung ist eine wichtige Kompetenz, deren Erwerb wir in der Krippenbetreuung maßgeblich begleiten und durch unsere täglichen Gewohnheiten, den beziehungsvollen Kontakt und die wiederkehrenden Reime, Fingerspiele, Kniereiterspiel und Lieder fördern. Durch die von uns intensiv geförderten Beziehungen und die starke Bindung, die zwischen Kind und Erwachsenem entsteht, erweitern die Kinder im täglichen Miteinander ihren Wortschatz. Wir begleiten die Kinder während unseres gemeinsamen Tages bei allen Ritualen mit Liedern und Reimen. Im Laufe ihrer Zeit bei uns eignen sich die Kinder diese festen Rituale an und lernen in regelmäßigem Abstand neue Lieder und Fingerspiele kennen.
Außerdem wird durch die begleitende Sprache in den Pflegesituationen in der Nachahmung die Freude an der Sprache geweckt und die sprachliche Entwicklung gefördert. Täglich bieten wir altersgerechte Bücher in den Gruppenräumen an, die wir gemeinsam mit den Kindern anschauen und sprachlich begleiten.